Hohe Temperaturen - Der Supergau im Sommer

 
Grade in der warmen Jahreszeit sieht man in vielen Facebookgruppen Bilder von eimerweisen toten Fischen.
Im folgenden Bericht möchten wir ein paar Tipps geben, wie man diesen Supergau im Sommer verhindern kann. Dabei beziehen wir uns hauptsächlich auf Malawiseebuntbarsche, bzw die 3 Seen am Ostafrikanischem Grabenbruch (temperaturbedingt). Die Tipps lassen sich aber auch für andere Sparten der Aquaristik übernehmen.
Synodontis njassaeSynodontis njassae
 
Wichtig ist, zu wissen, wieso das warme Wasser so "schädlich" für die heimischen Aquarien ist. Denn das warme Wasser an sich, stellt überhaupt keine Gefahr für den Besatz dar. Malawiseebuntbarsche können auch ohne Probleme eine Woche bei 30°C gehalten werden. Auch, wenn sie Temperaturen von 24-25°C gewohnt sind.
Der entscheidende Faktor ist der Sauerstoffgehalt im Wasser. Dieser sinkt bei steigender Wassertemperatur drastisch. Ohne Gegenmaßnahme, würden die Tiere vermutlich bei 30°C Wassertemperatur einfach ersticken.
Eine ausreichende Belüftung, wie z.B. durch die Erzeugung einer ordentlichen Oberflächenbewegung, oder sogar einer Membranpumpe mit "Sprudelstein" sind bei diesen hohen Temperaturen unabdingbar, wenn der Sauerstoffgehalt sinkt.
Bei kleineren Becken, bis 400L kann man auch einen sogenannten Oxydator nutzen, um den Sauerstoffgehalt im Wasser anzuheben. Diese Methode ist bei Becken ab 400L aber nicht mehr sonderlich hilfreich. 
Eine kurze Erklärung zum Oxydator findet man hier: Söchting Oxydator .
Bei diesen hohen Temperaturen und dem niedrigen Sauerstoffgehalt, beginnt der Verwesungsprozess bei einem verendetem Tier viel schneller. Dieses verendete Tier löst dann eine Kettenreaktion aus. Das Wasser "kippt" und der Sauerstoffgehalt sinkt weiter. Somit sterben in kürzester Zeit alle Tiere im Aquarium. Dies gilt es zu verhinden. Ein verendetes Tier sollte also SOFORT entfernt werden!
 

Folgend führe ich ein paar Tipps für den Sommer auf:

 
Die Raumtemperatur
Es gilt zu verhindern, dass sich der Raum aufheizt!
  • Raumtemperatur im Auge behalten (Spätestens bei 25 - 26°C handeln)
  • Rollläden geschlossen halten, wenn die Sonne auf die Fenster scheint
-> Je nach Gebäude sehr effektiv
  • Morgens oder abends Lüften (Wenn keine Sonne scheint)
-> bedingt effektiv
  • Am besten Nachts mit Durchzug lüften (In der ganzen Wohnung) und die Fenster schließen, bevor die Sonne rauskommt.
-> sehr effektiv
 
Die Aquariumtemperatur
Wir empfehlen, es zu verhindern, dass die Beckentemperatur über 27°C steigt. Die Temperatur selber ist kein Problem. Aber das Risiko wird einfach zu hoch, dass einzelne Tiere unbemerkt ersticken.
  • Beckentemperatur im Auge behalten (Spätestens bei 26°C handeln!)
  • Abdeckung öffnen (Achtung... Katzen, oder andere Haustiere könnten sich diesen Plan zunutze machen)
-> etwas effektiv - Nicht als alleinige Lösung bei sehr hohen Temperaturen geeignet
  • Ventilator (wenn vorhanden) auf die Wasseroberfläche blasen lassen. VORSICHT! Der Ventilator muss sicher stehen und sollte nicht unbeaufsichtigt laufen. Hier geht der Schutz des Menschen vor!!!
-> etwas effektiv und Gefährlich, wenn der Ventilator nicht wirklich sicher steht!
  • Bei nicht zu großen Aquarien kann eine (oder mehrere) SAUBERE Colaflasche gefüllt mit Wasser eingefroren werden. Lässt man die gefrorenen Flaschen nun im Aquarium schwimmen, schafft man eine kleine Abkühlung.
-> Je nach Aquariumgröße und Anzahl der Flaschen sehr effektiv (Aber nicht lange)
  • Strömungpumpe und Filterauslass direkt auf die Wasseroberfläche richten (Das sollte aber im Idealfall sowieso immer der Fall sein)
-> Für einen besseren Gasaustausch im Wasser - sehr effektiv
  • Membranpumpe mit "Sprudelstein" für die warmen Tage installieren.
-> Für einen besseren Gasaustausch im Wasser - etwas effektiv
  • Morgens und abends einen Wasserwechsel von 20-30% mit kühlen Wasser durchführen (Die Wassertemperatur darf nicht zu stark schwanken, da man die Tiere sonst nur unnötig einem zu hohem Stress aussetzt)
-> sehr effektiv
  • Beim Einsatz von Außenfiltern, oder Filterbecken kann man auch diesen externen Wasserdurchlauf  kühlen. Bei Außenfiltern empfiehlt sich eine Wasserdichte Plastikbox (So etwas bekommt man günstig im Baumarkt oder beim schwedischem Möbelhaus). In diese Box stellt man den Filter (Der Filterkopf muss natürlich im trockenem stehen) und kühlt diesen von außen mit kalten Wasser und Kühlpacks. Ein Filterbecken kann man wunderbar mit der Colaflaschen kühlen.
-> etwas effektiv
-> zusammen mit anderen Maßnahmen - sehr effektiv
  • Beim Einsatz von Außenfiltern, oder Filterbecken sollte der Aquariumunterschrank (sofern sich die Wasserführende Technik darin befinden) ebenso gut durchlüftet werden, damit sich keine Wärme staut, die der Filter ans Becken wieder abgibt.
-> etwas effektiv - Nicht als alleinige Lösung bei sehr hohen Temperaturen geeignet
 

Was sollte man bei hohen Temperaturen im Aquarium noch beachten?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fütterung.
Die Fütterung sollte auf ein MINIMUM reduziert werden. Notfalls füttert man mal ein paar Tage oder eine Woche gar nicht, wenn die Temperatur nicht in den Griff zu bekommen ist.
Durch die hohen Temperaturen, ist der Stoffwechsel der Tiere enorm angeregt. Das bedeutet, dass die Fische einen enormen "Dreck" hinterlassen, der zusammen mit Futterresten eine starke Belastung für das Wasser darstellt und den Sauerstoffgehalt weiter sinken lässt. Lässt man die Fische hungern, reduziert sich diese Belastungsquelle drastisch!
Ausgewachsene Malawis überstehen eine Woche ohne Futter PROBLEMLOS.
Jungtiere sollte man allerdings nicht "so lange" ohne Futter lassen. Hier ist dann ein täglicher Wasserwechsel bei hohen Temperaturen PFLICHT!
 
 
Beitrag: Malawi Germany
Bilder: Malawi Germany