Nehme ich lieber wenige große, oder doch lieber viele kleine Steine und wie groß sind "große" Steine eigentlich?
Oft werden wir gefragt, wie man "richtig" dekoriert, damit möglichst viele Reviere entstehen, man eine biotopgerechte Optik schafft und vor allem "Ruhe" im Becken herrscht. Dazu sei natürlich gesagt, dass der Besatz die Optik vorgibt. Doch wie?
Dazu gibt es ganz klar eine passende Antwort:
Am besten orientiert man sich am See!
Nunja... Wie schaut es denn im See aus?:
Wir nehmen die eher felsige Zone mal für diesen Beitrag als Beispiel, weil hier wohl die meisten Fragen aufkommen.
Dazu möchten wir euch hier 2 Aufnahmen von Pete Barnes präsentieren. Die Bilder zeigen jeweils einen Ausschnitt am "Lions Cove". Im ersten Bild ein Pseudotropheus sp. "lions cove" vor einer riesigen Steinkulisse und im zweiten Bild die steinige Küste mit riesigen Felsbrocken. Der Landteil ist dem Wasserteil sehr ähnlich bei Lions Cove und dient als super Beispiel.
Wenn wir von großen Steinen reden, meinen wir also RIESIGE Brocken und keine Handgroßen "Kieselchen"!
Auch, wenn dies nur ein sehr kleiner Ausschnitt vom sehr großen See ist, so dient dieser Ausschnitt als Paradebeispiel. Der See ist mit riesigen Felsen durchzogen. Die Fische wirken vor den riesigen Gesteinsbrocken sehr klein.
Gestaltet man nun sein Aquarium mit Faustgroßen "Kieselchen", so schafft man sich vor allem eine sehr "unwirklich" aussehende Optik, da die Fische das Bild dominieren und wesentlich größer wirken, als die Steine. Dies könnte nun Ansichtssache sein.
Doch hier kommt direkt der zweite Punkt zu tragen:
Ein Becken, voll mit kleinen Steinen bringt keine markanten Punkte, an denen sich dominante Männchen orientieren können, um ihr Revier zu bilden. Ein dominantes Männchen kann und wird sich also kurzerhand das gesamte Aquarium als Revier nehmen. Für weitere Männchen bleibt da kaum Platz. Der Stress ist also vorprogrammiert - Wozu das führt?! Krankheiten und toten Tieren...
Mit der Taktik "viele kleine Kieselchen" schafft man zwar viele kleine Spalten, in denen sich Jungfische wunderbar verstecken können. Doch nun stellt man sich vor, wie ein ausgewachsenes Metriaclima Männchen darin "Schutz" sucht, oder ein Revier bilden soll. Wieso sollte sich das Tier einen so kleinen Raum als Revier aussuchen, in dem es sich WENN ÜBERHAUPT einmal umdrehen kann? In der Natur dienen Reviere vor allem dazu (grade bei Mbuna), sich Futterplätze zu sichern. Ein Futterplatz ist nunmal nicht nur wenige cm² groß.
Nicht nur die Proportion "Fisch -> Stein" muss passen, sondern auch ein gewisser Platz für das revierbildende Männchen. Größere und breitere Spalten sind oft mehr wert, als kleine enge Höhlen und Spalten.
Jeder GROßE hervorstehende Stein dient also als Sichtbarriere und somit als markante Reviergrenze.
Aber nur große Steine wirkt auch nicht und schafft nicht genug Ausweichmöglichkeiten (Mbuna).
Ein Mittelweg muss also gefunden werden. Wir empfehlen gerne bei Aquarien um die 150cm Kantenlänge (sofern es um die Übergangs-, oder Felszone geht), mit MINDESTENS 2-3 richtig GROßEN Brocken zu arbeiten (Besser 3-5). Wir reden hier aber nicht von 20-30cm "großen" Steinchen. Die Steine sollten bei 50cm Länge, bzw. Höhe losgehen (je nachdem, wie man den Stein dreht...). Sofern man Echtstein verwendet, ist es ratsam, diese eventuell mit 2 Leuten in das Aquarium einzubringen. Plexiglasunterlage NICHT vergessen!
Die im Bild gezeigten Steine wären das Ideale Grundgerüst für ein 120x50x50 Aquarium. Die Steine sollten für größere Becken eher noch größer sein.
Um diese großen Steine baut man dann den "Rest" der Einrichtung. Auch hier sollten die Steine nicht "zu klein" ausfallen. Ein paar Steine in der Größe von 30-40cm dürfen schon noch Platz finden. Der Plan ist es, ausreichend Spalten, Höhlen und somit ausreichend Sichtschutz für unterlegene Tiere, oder tragende Weibchen zu schaffen. Die Spalten müssen aber groß genug sein, damit ein Tier auch mal schnell "durchhuschen" kann.
Hier ein super Beispiel, wie Philipp Schubert in seinem 160x60x60 Becken mit ein paar großen Brocken ein super Felsbiotop dekoriert hat! Markante Steine + Sichtschutz. Ein Stein wiegt hier schonmal gute 40Kg! Top umgesetzt
Hier ein weiteres Paradebeispiel (allerdings mit Kunststeinen von Rockzolid). Große Steine dominieren das Scape in diesem 180x60x60 Aquarium. Einige Steinimitate weisen eine länge von 60-82cm auf.
Wer nun auf die Idee kommt, sich 2-3 Hügel, bzw. Aufbauten mit kleinen Kieselchen zu schaffen, der schafft lediglich 2-3 Reviere (wenn man Glück hat) durch die 2-3 markanten Punkte im Becken. Die ganzen kleinen Minispalten in dem Aufbau werden NICHT als mehrere Reviere angesehen. Das wird komplett von einem Männchen dominiert.
Steine, die man mit einer Hand heben/halten kann (ausgenommen Steinimitate), sind definitiv keine GROßEN Steine und dienen uns als "Lückenfüller" ;)
Hier möchten wir Euch noch einmal ein super Beispiel vorstellen, was der Umstieg von kleinen Kieselchen zu größeren Brocken tatsächlich ausmachen kann.
Das Becken von Petra Harmuth-Ahrens ist da das beste Beispiel.
Vorher:
Nachher:
-> Je größer, desto besser! Spalten dürfen gerne mit kleineren Steinen "kaschiert" werden.
Beitrag: Malawi Germany
Bilder: Steven Sasin, Pete Barnes, Philipp Schubert; Petra Harmuth-Ahrens
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