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Malawi-Germany
Deutschlands Malawi-Community

Hybriden, Selektionszuchten oder Evulotion

Auch, wenn wir diesen Tieren keine Plattform bieten möchten, müssen wir diesen Tieren einen Beitrag widmen! Hier geht es nicht um die "Verherrlichung" dieser Tiere, sondern eher um die Erklärung dazu.
 

Hybriden - Was ist ein Hybrid?

Ein Hybrid ist eine Kreuzung aus 2 verschiedenen Arten oder Gattungen. Wie z.B. der durch Menschhand erschaffene Firefisch. Dieser Hybrid ist eine extreme Form der Hybridisierung. Um dieses Tier zu erschaffen, wurden vermutlich mehrere Aulonocara Arten gemischt und eine Maylandia Art mit eingekreuzt. 
firefisch Peter Kötters
Firefisch (Hybrid)
 
Fälschlicherweise wird der Firefisch auch oft "Aulonocara Firefisch" genannt. Dies ist schlichtweg falsch. Denn dieser Hybrid wurde niemals wissenschaftlich als "Aulonocara" eingestuft. An dem Tier ist auch nur wenig Aulonocara-typisches zu erkennen...
firefisch timo ewert
Firefisch (Hybrid)
 
 
Die "Qualität" dieser Tiere variiert stark. Zudem sind die Tiere auch nicht immer erbfest, was dazu führt, dass die Nachzuchten alle unterschiedlich aussehen können.
 

Selektionszucht - Was ist eine Selektionszucht?

Bei der Selektionszucht wird mit reinen Tieren versucht, ein Zuchtziel zu erreichen. Bei Malawiseebuntbarschen bezieht sich dies zumeist auf die Farben. 
Als Beispiel nehmen wir den Aulonocara stuartgranti maleri (chidunga rock). Diese reine Art kommt endemisch bei chidunga rock im Malawisee vor und zeigt eine etwas orangenere Färbung, als die Standortvariante von maleri. Diese orangene Standortvariante wurde hergenommen, um einen möglichst roten Aulonocara zu "züchten". Hierzu hat man sich immer die am kräftigsten gefärbten Tiere (mit dem meisten Rotanteil) genommen und zur weiteren Zucht angesetzt. Irgendwann war das rot so weit ausgeprägt, dass der ursprüngliche Fisch farblich kaum noch wieder zu erkennen war. 
Somit handelt es sich bei dem "Red Rubin" immer noch um eine "reine Art", da keine andere Art reingekreuzt wurde, ist aber dennoch SO nicht im See vorkommend. Diese Selektionszucht (Farbzucht) ist ebenfalls von Menschenhand erschaffen. Den "Red Rubin" gibt es auch in vielen unterschiedlichen "Qualitäten". Oft wird inzwischen auch eine andere Art eingekreuzt und das Tier Red Rubin genannt. Dieser hat aber mit der Ursprünglichen Farbzucht nicht mehr viel gemeinsam und dann handelt es sich auch um einen Hybriden!
 

Folgend auf den Bildern im direkten Vergleich zu sehen:

Aulonocara stuartgranti maleri (chidunga rock) (original):          Aulonocara sp. "stuartgranti maleri" Chidunga Rocks
 
Red Rubin (Farbzucht):
red rubin heike fuchs
 

Natürliche Hybriden im See?

Sätze, wie "Im See gibts es doch auch Hybriden" und "Wie wären sonst über 1000 Arten entstanden" hört man immer wieder, wenn man etwas gegen Hybriden und Farbzuchten sagt. 
Die Community Malawi-Germany steht für reine Arten und deren Arterhaltung. Dennoch ist es jedem selber überlassen, was er pflegt und züchtet. Ob dies von uns für gut gehalten wird, spielt keine Rolle! Niemand sollte wegen so etwas "diskriminiert" werden. Dies nur vorab!
 

Naturhybriden:

Natürlich gibt es auch Naturhybriden. 2007 wurde an der tanzanischen Nordküste eine Art entdeckt, die scheinbar eine Kreuzung zwischen Chilotilapia rhoadesii und Chilotilapia euchilus ist. Zum jetzigem Zeitpunkt ist diese Art aber noch nicht erbfest und auch nicht wissenschaftlich beschrieben.
Hier entsteht vermutlich über die nächsten Jahrzehnte/hunderte eine neue Art (erbfest). Ob diese Art sich durchsetzen, bzw. festigen kann, müssen spätere Untersuchungen durch Experten zeigen. 
Ist dies die Regel? Nein. Eher nicht!
Denn die Tiere im See wissen ganz genau, welcher Partner zu einem gehört. Selbst unter mehreren Aulonocara Arten muss es nicht zwangsläufig zu Hybriden kommen. Die Vermehrung der Tiere findet aus einem Zweck statt. Dem Arterhaltungstrieb. Dieser Arterhaltungstrieb wäre keiner, wenn die Tiere sich wahllos vermehren würden. Somit ist schon FAST ausgeschlossen, dass sich ein Maylandia freiwillig mit einem Aulonocara paart.
Hinzu kommt der Umstand, dass die verschiedenen Populationen sich vermutlich niemals begegnen würden. Lebt eine Population in 25m Tiefe und andere in 3m Teife am selben Standort, so würden sich die Tiere vermutlich niemals sehen. An einem Standort gibt es seltener Tiere der gleichen Art, was hier die Wahrscheinlichkeit der Hybridisierung geringer macht.
Tiere, welche nahe an die Wildfanggeneration reichen, werden sich wesentlich unwarscheinlicher Hybridisieren. Ich habe im Aquarium noch ein Aulonocara stuartgranti ngara Weibchen schwimmen. Optisch ist sie sehr gut von den Aulonocara jacobfreibergi undu reef (F1) zu unterscheiden. Auch der Kerl scheint zu wissen, dass dieses Weibchen NICHT zu ihm gehört. Er hat bisher noch keine Anstalten gezeigt, diese Weibchen anzubalzen, geschweige denn Hybriden zu erzeugen. 
 

Wie ist also die Artenvielfalt im Malawisee entstanden?

Die Artenvielfalt des Sees ist auf Evolution zurück zu führen.
Beispiel: Ein Fisch sieht an Standort xy blau aus und hat rote Flossen. Nun wird durch irgendeinen Grund (weniger Wasser im See), Räuber, Nahrungaknappheit usw... die Gruppe an Standort xy zerschlagen. Ein Teil flieht also richtung Standort XX. Dort ist es heller im Wasser und es gibt mehr Räuber. Über Jahrhunderte entwickelt sich die Art dann weiter und passt sich an. Weniger rot in den Flossen. Der Körper wird dunkler und reflektiert nicht mehr so viel.
junger Aulonocara sp. "stuartgranti" Cobue
junger Aulonocara sp. Stuartgranti Cobue
 
So ist also eine neue Art entstanden. Wir reden hier aber über die Entwicklung über Jahrhunderte! Der See und seine Arten existiert nicht erst seit 10 Jahren ;) Wir reden hier von einigen MILLIONEN Jahren!
In dieser Zeit war der See mehrfach überflutet, oder zum Teil trocken gelegt, so dass Standortpopulationen zerschlagen wurden, oder komplett umziehen mussten. Natürlich wird ein Teil der heute bekannten Arten auf Hybriden zurück zu führen sein. Diese wurden aber NICHT zum Profit durch Menschenhand erschaffen. 
 

Noch etwas:

Viele Hybriden hätten im See gar keine Überlebenschance. Also die "Art" nicht. Denn sollte es zur Verpaarung zwischen Labidochromis und Aulonocara kommen und der Nachwuchs tatsächlich groß wird, wird die Generation vermutlich die Erste und auch die Letzte sein. Die werden kein Tier finden, was sich mit denen paaren will. Geschwister vielleicht... aber selbst die sehen nicht immer alle gleich aus UND wie viele Tiere werden aus einem Wurf überhaupt groß? Wenn es einer schafft, ist er gut!
Dieses Thema könnte man noch viel Tiefer behandeln. Wir möchten aber an dieser Stelle das Thema beenden.
 
 
Beitrag: Steven Sasin
Bilder: Daniel Steinberg, Heike Fuchs, Peter Kötters, Timo Ewert, Markus Bredehöft